Die Schriftstellerin Irène Némirovsky, geboren zu Anfang des letzten Jahrhunderts, wurde Ende der Zwanziger Jahre, nach der Veröffentlichung ihres ersten Romanes "David Golder" zum Star der Pariser Literaturszene. Als Tochter eines jüdischen Bankiers führte sie auch nach der Flucht vor der Oktoberrevolution 1919 nach Paris, ein privilegiertes Leben. Irène studierte Literaturwissenschaften an der Sorbonne und wurde als Schriftstellerin eine anerkannte Stimme . Nach der Besetzung Frankreichs durch die Nazis wurde die Familie gezwungen Paris zu verlassen. Irène, die ihr Schicksal wohl voraussah, schrieb viel in der ihr verbleibenden Zeit, darunter auch ihr bekanntestes Werk, die "Suite française". 1942 wurde sie nach Auschwitz deportiert und kam kurz darauf um.
In der kürzlich bei Manesse erschienen "Pariser Symphonie" sind Erzählungen versammelt, die teilweise bereits zu Lebzeiten der Autorin veröffentlicht waren, sowie einige bis dato unveröffentlichte.
Zwei der insgesamt 11 Erzählungen, darunter auch die Titelgeschichte "Pariser Symphonie" sind angelegt als Filmskizzen, lesen sich wie Drehbücher und unterscheiden sich stilistisch zu den neun klassisch erzählten .
In allen Geschichten, ob drei oder sechzig Seiten lang, dreht es sich um die zeitlosen Themen Liebe, Leidenschaft, Tod, gerne auch etwas Übernatürliches und Okkultismus. Schicksal eben.
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tolles Cover! |
Némirovsky ist eine genaue Beobachterin, sie zeichnet Charaktere sehr pointiert. Ihr Erzählstil ist verblüffend modern, das Menschenbild, das sie beschreibt nicht immer (mehr?) ....
Sehr bewegend und informativ ist das Nachwort von Sandra Kegel, das den Hintergrund des Lebens und Werkes der Autorin beleuchtet und mit Zitaten anrührt:
"Das Schicksal kündigte sich mit einem Schlag an, wie die Schriftstellerin ihn nicht hätte erfinden mögen. "Ich habe meinen Füller verloren", notiert Irène Némirovsky im Juni 1942. Dann erst widmet sie sich den weiteren Aspekten einer ins Grauen führenden, sehr nahen Zukunft : " Es gibt auch noch andere Sorgen wie z.B. drohendes Konzentrationslager.""
Mein Fazit: Nicht alle Geschichten überzeugen mich inhaltlich, stilistisch schon. Lohnenswert ist die Lektüre allenfalls; für mich ist sie Anstoß, mich mit den Romanen von Irène Némirovsky zu beschäftigen.
Irène Némirovsky
Pariser Symphonie
240 Seiten
Manesse
978-3717524120