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Freitag, 18. März 2016

Charlotte, ach Charlotte

Der Autor David Foenkinos wird vielen sicher bekannt sein durch den Bestseller "Nathalie küsst".
Mich hat dieses Buch nicht sonderlich beeindruckt, im Gegenteil, es war mir schlicht zu belanglos.
Sein aktueller Roman sprach mich hingegen ob des Sujets direkt an: Literatur über Kunst, Künstler oder Kunstwerke und ich bin sofort dabei.
Foenkinos erzählt die Geschichte der in Auschwitz ermordeten Künstlerin Charlotte Salomon, die, hätte sie diese Barbarei überlebt, mit Sicherheit eine bedeutende Rolle in der Welt der Malerei und möglicherweise auch außerhalb dieser gespielt hätte.




Bemerkenswert an diesem Roman ist nicht nur die Person Charlotte Salomon, sondern auch der Stil, den der Autor als einziges Mittel empfand um die Geschichte überhaupt erzählen zu können.
Der Besuch der Ausstellung über Charlottes künstlerische Vermächtnis "Leben ? Oder Theater ? geriet zu einem derart einschneidenden Erlebnis, dass er sich jahrelang daran abarbeitete : 

"Konnte ich aus Charlottes Geschichte einen Roman machen ?
Welche Form sollte das Ganze annehmen ?
Ich schrieb, löschte, kapitulierte.
Ich brachte keine zwei Zeilen zu Papier.
Nach jedem Satz geriet ich ins Stocken.
Es ging einfach nicht weiter.
Das war körperlich beklemmend.
Ich verspürte beständig das Verlangen, eine neue Zeile zu beginnen.
Um durchatmen zu können.

Irgendwann begriff ich, dass ich das Buch genauso schreiben musste."


Jeder Satz eine neue Zeile, der Verzicht auf Nebensätze, viele Absätze. 
Ein Stakkato an Buch.
Jetzt, Herr Foenkinos, bin ich beeindruckt.
Beeindruckt, ob Ihrer Obsession, dem Ringen nach der "richtigen" Form, dem immer spürbaren Respekt vor dem Leid und der Kunst, der fast zärtlichen Annäherung und von Charlottes Leben und ihrer Kunst sowieso.
Absolute Leseempfehlung !


David Foenkinos

Charlotte

Gebunden mit Schutzumschlag, 240 Seiten
Deutsche Verlags-Anstalt
978-3421047083 

                                                                                                    

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