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Montag, 11. Mai 2015

buchgeplauder im mai

nachdem herr scheck gestern abend nacht wieder das gute buch zur späten stunde empfahl und ich eine sehr, sehr nette und motivierende mail einer stillen leserin und "buchtipp-userin" bekam, wird es auch mal wieder zeit für neues buchgeplauder. hier also für alle und heute ganz besonders für Daphnis :



1. "Der Marsianer" von Andy Weir
 MANNNMANNNMANN, einen protagonisten, der direkt am beginn SO tief in der schei...e sitzt, habe ich noch in keinem buch getroffen. stellen sie sich vor, sie nehmen an einer bemannten marsission teil, kurz nach der landung gibt es probleme, die mission wird abgebrochen und die restliche crew fliegt ohne sie zurück, da sie vermeintlich tot sind. sie werden wach und sind alleine auf dem mars. bingo !
das buch ist ein absoluter pageturner und wenn das nicht verfilmt wird, weiß ich nicht was sonst....ein KrAcHeR !!!

2. "Ohne mich, Jeeves" von P.G.Wodehouse
diese entdeckung verdanke ich einem meiner lieblingspodcasts, nämlich diesem hier : "viva britannia" von Sven Rudloff.  folge 54 machte mich so neugierig, dass ich den mir bis dato unbekannen schriftsteller zu gemüte führte. was ein glück - danke, herr rudloff !
wer, wie ich, eine vorliebe für britischen humor und spleenige insulaner hat, ist bei Jeeves und Wooster bestens aufgehoben.

3. "Die Middlesteins" von Jami Attenberg
eine frau, die sich, aus gründen, zu tode frisst; ihr mann, der das nicht mehr aushält und sie nach über dreißig jahren ehe verlässt; die erwachsenen kinder, deren rucksack dadurch auch nicht leichter wird, das sind die groben eckpunkte dieser jüdischen familientragödienkomödie. spielt zwar in chicago, aber man könnte meinen, an jeder strassenecke steht woody allan....
klare leseempfehlung.

4. "Ein ganzes Leben" von Robert Seethaler
nachdem ich bereits den "Trafikanten" hochgelobt habe, mache ich direkt mit meiner Seethaler-Lobhudelei weiter. auch wenn ich dieses buch eher einen novelle nennen würde, bin ich wieder sehr angetan. 
in wenigen, dafür umso schöneren worten, wird das "ganze" leben von andreas egger, erst geprügeltes pflegekind, hilfsknecht, seilbahnbauer und später bergführer erzählt. "ganz" ruhig, scheinbar distanziert und doch oder gerade deshalb unendlich ergreifend.

5. "Der Schrecken verliert sich vor Ort" von Monika Held
neulich schrieb stepanini hier über den scheinbaren zusammenhang zwischen älterwerden und dem immer schwererer zu zündenden feuer der begeisterung. so wie sie wondratschek "entdeckte", habe ich einen held gefunden. wenn schon nach einigen seiten klar ist, dass das ein buch für die top drei des jahres wird, nach einigen mehr kapiteln der dringende wunsch entsteht, allesallesalles zu lesen, was der (frau) HELD geschrieben hat, man sätze vor-und zurückkaut, im mund schmelzen lässt, nach "getaner" lektüre denkt, dass man jetzt erst mal ganz ganz lange nichts anders lesen kann (oder sofort einen donald duck), aber sofort das nächste buch kauft, dann.dann hat das feuer gezündet und es lodert hell. 
sollten sie, möglicherweise, ob des themas zurückweichen, bitte ich eindringlich : LESEN.

6. "Der leuchtend blaue Faden" von Anne Tyler
bücher von frau Tyler lese ich schon seit meinen jungen jahren. sie gehört zu denen, die sich nicht abgenutzt oder "über"lebt haben, wie so manch anderer...
wie heißt es so treffend in der kurzbeschreibung : " .....hat ein außerordentliches Gespür für die Feinmechanik familiärer Betriebsschäden."
immer wieder gerne, liebe Anne.

7. "Trümmergöre" von Monika Held
es brennt immer höher, lichterloh, das Heldenfeuer, dank Ingemusch und den Flittchen, Schuten-Edi und dem Trümmer-Otto und ganz besonders dank Hans und der Großmutter, die so sätze sagt wie : "Wenn du läufst, trainierst du die Muskeln, wenn du schläfst, übst du sterben." oder als Jula, besagte Trümmergöre, sich nachts vor dem knarrenden holzboden im flur fürchtet :"Es gibt keine Gespenster in der Wohnung, nachts erinnert sich der Boden an die Tritte, die er am Tage abbekommen hat."
was soll ich noch mehr sagen als : das buch nehme ich auf jeden fall mit auf die insel (die insel, auf die man nur die begrenzte anzahl bücher mitnehmen darf für den rest des lebens)! ich hoffe, sie auch - ich wünsche es ihnen.

5 Kommentare:

Judith hat gesagt…

Vielen Dank für die Buchempfehlungen,
liebe Grüße aus Wien,
Judith

Anonym hat gesagt…

Toll, daß du dir die Mühe machst, uns zu informieren und Danke. Hab schon alles notiert.
Freue mich aufs lesen.
Liebe Grüße aus Spanien
Lila-cat

luise j. hat gesagt…

Ich lese gerade "Ein ganzes Leben" und bin total begeistert. Glücklicherweise habe ich eine Lesung mit Robert Seethaler in Bremen erlebt. Dann höre ich innerlich beim Lesen der Seiten, die der Autor vorgelesen hat, seine Art der Betonung. Das ist das Besondere, wenn man eine Autoren-Lesung gehört hat. (Ich habe mir nach der Lesung dann auch noch den Trafikanten gegönnt, aufgrund deiner Empfehlung!)
Danke für die Empfehlungen, das macht auch auf andere Werke neugierig.
Liebe Grüße,
Luise

Anonym hat gesagt…

Oh vielen Dank für die guten Tipps. Monika Held werde ich auf jedenfall mal lesen, die kannte ich noch nicht.
Ich bin z.z schwer begeistert von Nino Haratischiwili "Das achte Leben für Brilka", eine Familiengeschichte beginnend am Anfang des 20 Jahrhundert in Georgien mit den Hoffnungen auf Zukunft. Doch dann folgt die gnadenlose Katastrophe, erster WK und zweiter WK, Aufstieg der Bolschewiki, Zerstörung der Gesellschaft, stalinistischer Terror....und nationalsozialistischer Größenwahn.
1275 Seiten, ein Abstieg in die Hölle des ideologischen Wahns, von zwei Größenwahnsinnigen aus kleinsten Verhältnissen emporgestiegenen, die die Welt im Abgrund stürzen.
Wie Frau Haratischwili es schafft, in die Familiengeschichte die Brutalitäten und historischen Ereignisse einzuweben, meist in einen sanften Ton, so daß das Grauen einen von hinten anspringt und man sich glücklich schätzen kann, dies nicht erlebt zu haben.
Aber viel wichtiger ist für mich, das ein Land, das vorher Terra Incognita war, eine Geschichte hat(te) und durch den Roman bekommt, die anders verlaufen wäre... vielleicht.
Und mit dem Erlesen erschließt sich Georgien, bevor es zerstört wurde als ein Land der Hoffnung, Europa zugewandt, europäisch im Gedanken, zumindest von den Eliten.. (und ich würde am liebsten das nächste Flugzeug besteigen und durch das Land reisen).
Und heute..das verquere Bild der täglichen Medien.
Es ist für mich auf jedenfall das Buch des Jahres 2015, ein epochales Werk, auch wenn ich erst auf Seite 366 bin.
Aber es gibt ja immer Bücher, von denen man hoftt sie finden kein Ende.

Herzliche Grüße aus Berlin

Anonym hat gesagt…

Merci, Chérie - Daphnis